Über den Umgang und Behandlung mit Schimmel befallende Instrumente

Schimmel in Kirchenorgeln ist zurzeit ein sehr weit verbreitetes Thema und es wird   viel thematisiert. Nicht zuletzt sind wir Menschen selbst schuld an dieser Misere.

Im Zuge des Klimawandels hat sich das Klima in unseren Regionen stark verändert. Allgemein ist es viel feuchter geworden als noch vor 30 Jahren. Zusätzlich,  bedingt durch den Sparzwang der Kirchen und kirchlichen Aufsichtsbehörden wurden landauf und landab überall die Grundtemperaturen heruntergesetzt. Des Weiteren wurden Küsterstellen gestrichen, die Aufgaben vielerorts durch Ehrenamtliche durchgeführt; dessen guten Willen wir nicht abstreiten mögen, die aber in Bezug auf das Klimaverhalten einer Kirche oftmals nicht das rechte Fachwissen oder die Zeit aufweisen können, um beispielsweise nach einem Gottesdienst die Kirche richtig zu lüften. Da wird oftmals die Tür zugemacht, die Heizung abrupt abgestellt und das Klima in der Kirche sich selbst überlassen.  Auch die so vielfach propagierte „Winterkirche“ zeugt ihren Tribut, wenn mal eben doch wegen einer großen Beerdigung oder Gottesdienst schnell mal wieder die Kirche um 10-15 Grad innerhalb kurzer Zeit aufgeheizt wird.
Da bringen  die  gut gemeinten Ratschläge  wie 1Grad pro Stunde aufheizen nichts; wenn es vor der Empore 15-16 C° mit einer relativen Luftfeuchte von 60% hat und in der Orgelgerade einmal 8C° und 80% Luftfeuchte. Ist dann das Instrument noch etwas verstaubt und es ist dunkel, ist dem Einzug des so bekannten Schimmel Tür und Tor geöffnet.

Zwei bis drei solcher Zwischenfälle und der Schimmel ist da. Schneller als man denkt. Diese gefährliche Kombination von verschiedenen Einflüssen ist oftmals den Verantwortlichen nicht klar und gerade deshalb möchten wir mit diesen etwas provokanten Ausführungen Sie darauf aufmerksam machen. 

Doch was machen, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist; aufgeregte Kirchenvorstände, Sachverständige mit allerlei Rat und Tat; einer sagte ganz treffend vor kurzem zu uns „es tappen doch alle im Dunkeln“ (womit er Recht hat) und Organisten, die sich weigern, weiterhin am Instrument zu spielen, da gesundheitliche Mängel wie reizende Augen oder Husten auftreten.

 

Zwecks Hilfestellung über oben genannte Szenarien gibt es verschiedene Ansatzpunkte:

  1. Die Grundtemperatur der Kirche darf allgemein und auch im Winter wie in den Übergangszeiten    nicht unter 12C° abgesenkt werden. Das ist in 70% der Fälle aus Kostengründen nicht möglich.
  2. Die Winterkirche sollte eine Winterkirche bleiben und nicht mal eben schnell aufheizen, weil ja gerade „eine große Beerdigung“ stattfindet. Im Rahmen eines Winterkirchenzyklus sind die dicken Wände ausgekühlt; daher bedarf es bei der Benützung der Kirche größter Vorsicht. Hier sollte 1 Grad pro 5 Stunden als Regel für die Aufheizperiode bei Inbetriebnahme angesetzt werden.
  3. Die Orgelempore sollte mit einer Querlüftung (so weit möglich) versehen werden,
  4. Bei Gottesdiensten und großen Veranstaltungen ist die Kirche anschließend gründlich zu lüften.
  5. In den heißen Sommertagen ist die Kirchentür unbedingt verschlossen zu halten.
  6. Unerlässlich ist die Überprüfung des Raumklimas; am besten auch innerhalb in der Orgel (am besten im Untergehäuse) mit einem Schimmelwächter wie beispielsweise von TFA Dostmann digitales Thermo-Hygrometer Schimmel Radar.
  7. Die Reinigungszyklen einer Orgel sind bei kritischem Raumklima  von ursprünglich 20 Jahre auf 10-12 Jahre zu verkürzen
  8. Es muss eine regelmäßige in kurzen Rhythmen durchgeführte Sichtkontrolle des Orgelinneren  erfolgen. Dies kann nach Einweisung auch der Organist oder Küster übernehmen. Wichtigstes Werkzeug ist dabei eine hell strahlende LED Stableuchte; die leicht schräg am Holz gehalten wird.  Sofort werden aktive Sporen mit dem Auge erkannt.

Liegt ein Schimmelbefall vor,  ist eine Ausreinigung der Orgel mit den so viel versprechenden Mitteln und Methoden  unumgänglich und stellt  Kirchenvorstände und Verantwortliche vor  Fragen um die Nachhaltigkeit der Maßnahme und  Anbieter geben letztendlich Versprechungen über den Erfolg Ihrer Behandlung ab, die sie später oftmals nicht mehr einhalten können.

Daher hat eine reine Schimmelpilzhandlung ohne Änderung der sonstigen räumlichen Gewohnheiten wie das Verhalten der Lüftung oder des Heizens nur so viel Wert, als das nach mindestens 5-10 Jahren ein erneuter Befall auftreten wird. Denn das Problem ist nicht die Orgel,
"( mancherorts wird dem Orgelbauer vorgeworfen, er habe zu nasses Holz verwendet) , sondern es ist der Raum. Und es gibt Räume, die ein sehr aggressives Verhalten in Bezug auf den Schimmelpilz aufweisen. Dies erkennt man dann besonders, wenn schon vor der Orgel an den Klaviaturen (Manual zwischen den Tasten) und auch die Pedalklaviatur Schimmelsporen auftauchen. Sollte erst einmal der Schimmel vorhanden sein, so ist es sehr schwierig, diesen wieder aus den Poren zu entfernen. Untersuchungen in der Schweiz haben ergeben, dass die Sporen tief in das Holz eindringen können; je nach Anfälligkeit. Beispielsweise mit Naturöl
und Leinöl behandeltes Holz wird sehr gerne von den Sporen aufgenommen; weiterhin auch mit Warmleim verleimte Holzteile und Hirnholz. Problem beim Warmleim ist, dass die Schimmelsporen den Warmleim angreifen und somit zerstören können.

Bei mehrfach lackierten Hölzern befinden sich die Sporen nur oberflächlich auf der normalen Staubschicht des Holzes. Je nach Alter der Orgel und Schweregrad des Staubes und Dichte des Lackes kann dies unterschiedlich sein. Hier ist eine Behandlung wesentlich einfacher und effektiver als bei Naturbelassenem Holz.
Das Problem ist beim Holz, dass die Sporen tief in die Fasern des Holzes eintreten und bei einem nur oberflächigen Abwischen oder Absaugen im Holz verbleiben und es erneut zu einem Befall kommt. Aus eigener Erfahrung konnten wir mit der gängigen Methode mit 70%iger Alkohohl-Lösung nach kurzer Zeit in einem besonderst stark gefährdetem Raum einen Neubefall feststellen. Wir selbst haben bei einer Orgelrestaurierung die Erfahrung gemacht, dass  die neu hinzugebauten Orgelteile keinen Schimmelbefall hatten, jedoch die alten noch verbliebenen Orgelteile wie Windladen, Regierwerk , Gehäuse und Holzpfeifen massiv vom Schimmel befallen worden sind, obgleich diese Teile im Rahmen der Restaurierungsarbeiten mit gereinigt worden sind. Im zeitlichen Zusammenhang waren die Alteile während der Fertigstellung des zweiten Bauabeschnittes der Restaurierung visuell nicht befallen. Jedoch nur 3 Jahre später war der Befund auch optisch zu sehen. Aber eben nur die Altteile und keinerlei neu von uns eingebrachtes Holz.

Daher sind wir dazu übergegangen, den Pilz zunächst mehrfach durch Einsprühen abzutöten. Dieser Vorgang wird solange wiederholt, bis keine Reaktion mehr stattfindet. Dieser Vorgang hat auch den Vorteil, dass Schimmelsporen nicht über den Staubsauger (auch wenn es ein HEPA Staubsauger ist) in den ganzen Kirchenraum verteilt werden.

In diesem Zusammenhang können wir auf gute (und bislang ohne Neubefall) Ergebnisse mit SANOSIL hinweisen. Sanosil ist ein umweltfreundliches Desinfektionsmittel und sehr gut zur Schimmelsanierung geeignet. Die Inhaltsstoffe geben - anders als bei herkömmlichen Mitteln - außer Wasserdampf und Sauerstoff keine toxischen Bestandteile an die Umgebungsluft ab. Darum sind bei diesem Mittel die sonst gefürchteten Nebenwirkungen durch Übergang der fungiziden Mittel in die Raumluft nicht vorhanden. Sanosil beseitigt ohne Nebenwirkungen Schimmel, pathogene Bakterien, Keime, Biofilme und Viren, darunter auch den Milzbranderreger Bacillus anthracis (Antrax). Die Wirkung beruht auf den beiden Bestandteilen Wasserstoffperoxid (H2O2) sowie Silber (Ag+). Wasserstoffperoxid hat oxidierende und sauerstoffabspaltende Wirkung. Silber (Ag+) wirkt oligodynamisch und hat einen katalytischen Effekt. Die Konstituenten von Sanosil werden mit Stabilisatoren zu einer komplexen Lösung gebunden. Die Kombination der beiden Basiselemente wirkt gegenseitig verstärkend (Synergie). Der durch das Wasserstoffperoxid abgespaltene elementare Sauerstoff greift bei direktem Kontakt die Zellen an und wirkt damit desinfizierend.  Die Silberionen wirken oligodynamisch (oligo= wenig, dynamisch= Kraft), töten Bakterien und Pilze ab und verhindern durch einen Langzeiteffekt den Wiederbefall. Durch mehrmalige Wiederholung der Anwendung mittels Zerstäubung und Druckluft wird die Langzeitwirkung verstärkt.

Im Rahmen dieser Arbeiten sorgen wir am Instrument für eine bessere Durchlüftung des Orgelinneren. Dies geschieht neben den sonst auch üblichen Lüftungsschlitzen auch mit Ventilatoren, die mittels Zeitschaltuhr dafür sorgen, dass die Luft im Orgelinneren besser ausgetauscht wird. Als weiteres verhindern  mit LED bestückte Leuchten die Bildung von Schimmelsporen. Diese Methoden werden nur bei äußerst aggressivem Raumklima angewandt. Jedoch ist die Bestückung der Orgel mit Ventilatoren (nachdem der Pilz abgetötet worden ist) mittlerweile gängige Praxis.